Digitale Geschäftsprozesse veranschaulichen: Projekt erprobt Logistik-Lernlabor

Das Projekt „Lernumgebung: Digitalisierung der Logistikberufe“ will Auszubildende in der Logistikbranche auf aktuelle und zukünftige Aufgaben vorbereiten. Um digitale Geschäftsprozesse zu veranschaulichen, entwickelte das Team ein Lernlabor.

Viele Ausbildungsbetriebe in der Logistikbranche weisen ein geringes Digitalisierungsniveau auf. Ein daraus entstehendes Problem: Die Auszubildenden können nicht die aktuellsten Technologien und somit zukunftsrelevante Arbeitsprozesse erlernen. Das JOBSTARTER plus-Projekt „Lernumgebung: Digitalisierung der Logistikberufe“ hat sich dieser Herausforderung angenommen und ein Lernlabor entwickelt, das Arbeitsabläufe in der Logistik nachstellt. Das Projektteam erprobte das „Digi4Job-Lernlabor“ inzwischen erfolgreich mit dem Lehrerkollegium des Mercator Berufskolleg Moers – zukünftig sollen dann auch die Schülerinnen und Schüler profitieren.

Das Lernlabor zielt darauf ab, Auszubildende in Lagerberufen mittels erfahrbaren Lernens zielgerichtet auf die Anforderungen in der Logistik vorzubereiten. Im Fokus steht dabei das Erlernen verschiedener Arbeitsabläufe auf unterschiedlichen Digitalisierungsniveaus, das Erlangen eines Verständnisses der zugrunde liegenden Geschäftsprozesse sowie der Umgang mit relevanten Technologien in der Logistik.

„Wir haben sehr viel Zeit in die Qualitätssicherung der Funktionalität und Plausibilität auf unterschiedlichen Digitalisierungsniveaus innerhalb der Lernlaborarbeit investiert, um einen störungsfreien Lernprozess zu gewährleisten“, berichtet Monika Sütterlin, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt. Sie sorgte für die Optimierung der simulierten Geschäftsprozesse in Feinabstimmung mit den Lehrplanvorgaben.

Das Modellunternehmen EUROKRAN GmbH ermöglicht dabei eine sowohl auf die betriebliche Praxis als auch auf Lehrplanvorgaben ausgerichtete Nachbildung des Wareneingangs: von der Warenbestellung bis hin zur Vereinnahmung der bestellten Waren. Die Abwicklung der zugrundeliegenden Geschäftsprozesse erfolgt durch das eigens für das Lernlabor entwickelte Warenmanagementsystem (WMS), welches durch die benutzerfreundliche Handhabung eine selbstständige Einarbeitung durch die Lernenden fördert. Zudem ermöglichen die aufeinander aufbauenden Digitalisierungsniveaus einen kontinuierlichen kompetenzorientierten Lernprozess.

Digitalisierungsniveau 1 (manuelle Abwicklung)

Basierend auf dem Artikelbedarf ermittelt die Lagerverwaltung die passenden Lieferanten, legt im WMS manuell Bestellungen an, druckt und versendet diese per Post an die Lieferanten. Eingehende Lieferungen werden im Wareneingang angenommen, kontrolliert und im WMS erfasst, wobei die Erfassung manuell abläuft: Wareneingangsnummern werden manuell vergeben, Artikel auf Basis von Artikellisten händisch eingegeben und manuell mit Bestellkopie und Lieferschein abgeglichen. Zudem müssen nach durchgeführter Warenvereinnahmung die Bestellung manuell zugeordnet und der Status geändert werden.

Digitalisierungsniveau 2 (barcodebasierte Abwicklung)

Die Lagerverwaltung generiert direkt aus den Lieferantenstammdaten heraus die Bestellungen und versendet diese per integriertem Mailsystem an die Lieferanten. Kontrolle und Erfassung von eingehenden Lieferungen erfolgen im WMS integriert, wobei das System unterstützende Funktionen übernimmt: Bestellpositionen werden elektronisch ausgewählt, den mit Barcodescannern erfassten Wareneingangspositionen zugeordnet und ermöglichen so einen direkten Abgleich. Zudem findet ein permanenter Plausibilitätsabgleich statt, durch welchen Erfassungsfehler vermieden werden können. Die Warenvereinnahmung wird mit der automatischen Vergabe von Wareneingangsnummern abgeschlossen und das WMS ändert den Status der Bestellpositionen automatisch.

Christine Röhr, Leiterin des Bildungsgangs Lagerberufe am Mercator Berufskolleg, freut sich über das Ergebnis: „Unsere Schülerinnen und Schüler können durch die digitalisierten Abläufe im Lernlabor die Zusammenhänge in der Logistik viel besser verstehen und werden zum selbstständigen Handeln durch das Einbringen von eigenen Ideen motiviert.“

veröffentlicht am 2. November 2022