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„Digitales Mindset“: Chancen und Herausforderungen in der dualen Ausbildung

Bei der 6. Werkstatt der 5. Förderrunde von JOBSTARTER plus stand das „Digitale Mindset“ im Mittelpunkt. 31 Teilnehmende aus 21 Projekten diskutierten den Nutzen des Konzepts in der täglichen Arbeit mit kleinen und mittleren Unternehmen.

Bei der Digitalisierung geht es um deutlich mehr als nur den verstärkten Einsatz von digitalen Tools oder neuen Technologien. Daher beschäftigten sich bei der 6. Werkstatt der 5. Förderrunde insgesamt 31 Teilnehmende aus 21 JOBSTARTER plus-Projekten mit dem „Digitalen Mindset“ und dessen Stellenwert für die duale Ausbildung. Bei der von den JOBSTARTER-Regionalbüros Nord und Ost organisierten zweitägigen Veranstaltung tauschten sie sich über die Chancen und Herausforderungen des Konzepts aus und diskutierten darüber hinaus aber auch über Strategien, um das „Digitale Mindset“ erfolgreich in die Arbeit mit kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) einzubinden. Dazu entwickelten die Teilnehmenden am Ende der Werkstatt Handlungsempfehlungen für die Projektpraxis.

Teilnehmende einer Videokonferenz
Teilnehmende der 6. Werkstatt diskutierten über "Digitales Mindset" © JOBSTARTER

„Das ‚Digitale Mindset‘ ist Teil der Unternehmenskultur. Man kann ein gewünschtes ‚Digitales Mindset‘ also nicht verordnen, sondern es geht darum, einen Veränderungsprozess anzustoßen“, sagte Stephan Dietrich, zuständiger wissenschaftlicher Mitarbeiter am Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), in seinem Einführungsvortrag.

Offenheit ist Schlüsselfaktor

Zu Beginn diskutierten die Teilnehmenden dann in der Runde ihr Verständnis des Konzepts. Insgesamt betonten sie, dass Offenheit ein Schlüsselfaktor für das „Digitale Mindset“ sei, der Begriff an sich in den Betrieben aber keine Rolle spiele. Daher sei Fingerspitzengefühl und das „Eintauchen in den Alltag“ der Unternehmen enorm wichtig, um das theoretische Konzept zunächst in die Beratungspraxis und so in die Betriebe zu überführen.

Insgesamt vier Vorträge an den beiden Tagen behandelten das Thema aus ganz unterschiedlichen Sichtweisen. Ralf Marohn vom Projekt „DiBiKu – Digitale Aus- und Weiterbildungskultur“ thematisierte in seinem Input, wie ein „Digitales Mindset“ für die Aus- und Weiterbildung entwickelt werden kann. Wichtig sei, dass die Entscheiderinnen und Entscheider in Unternehmen für die digitale Transformation sensibilisiert werden und in den Betrieben ein Perspektivwechsel vonstattengehe.

Es gelte, in den Unternehmen eine Offenheit für eine digitale Aus- und Weiterbildungskultur aufzubauen, ein Leitbild für die Digitalisierungsstrategie zu entwickeln, eine digitale Agenda für den Transformationsprozess zu erarbeiten und umzusetzen sowie die Aus- und Weiterbildungsstrukturen zu optimieren. Generell benötigt werde ein neuer strategischer Ansatz. Dazu brauche es das „Digitale Mindset“ als Grundlage, darauf aufbauend könnten dann Strukturen und Modelle verändert und Prozesse angepasst werden.

Wie dies konkret in der Praxis eines Betriebs aussehen kann, stellte in einem anschaulichen Best-Practice-Beispiel Nicole Goerke vor. Sie war als Leiterin des Projekts „REGIO-ABI (REGIOnale AusBildungsInitiative) Nordwestbrandenburg“ an der Implementierung einer digitalen Aus- und Weiterbildungskultur beim Stahlbau- und Elektronikunternehmen SCHORISCH Magis Gmbh beteiligt. In den vergangenen Jahren investierte das Unternehmen unter anderem in eine digitale Infrastruktur und gestaltete die Aus- und Weiterbildung komplett neu. Dies beinhaltete die Bereiche Auszubildende, Ausbildungspersonal, die Leitung der Aus- und Weiterbildung sowie Externe Partner. Der praktische Nutzen der Veränderungen, so Goerke, liege vor allem in der größeren Nähe zu den Auszubildenden, insbesondere durch eine virtuelle Ausbildungsassistenz, der lernortunabhängigen Begleitung und des cloudbasierten Arbeitens sowie der besseren Einbindung des ausbildenden Personals.

Entwicklung eines „Digitalen Mindsets“ braucht Zeit

Dr. Sabine Kubisch und Kim Dittmann vom Projekt „Ausbildung ahoi! – Segel setzen für Industrie 4.0“ beschäftigten sich in ihrem Vortrag am zweiten Werkstatttag mit den Auswirkungen der Digitalisierung auf die Kommunikation im Betrieb. Sie berichteten den Teilnehmenden von einem erfolgreichen Workshop des Projekts mit Auszubildenden. Darin entwickelten die Azubis unter anderem Strategien, wie die Kommunikation in ihren Unternehmen verbessert werden könne und welche Veränderungen in den Betrieben dabei helfen würden.

Konkrete Beispiele, wie Veränderungsprozesse angestoßen werden können, schilderte Projektleiterin Barbara Ruck von „Azubi.Mento4.0“. Das Projekt verwendet dazu „digital teaser“, um kleine und mittlere Unternehmen, Ausbildende sowie Auszubildende für das Thema zu sensibilisieren. Dazu gehören unter anderem der Workshop „Azubis Most Wanted“ zum Ausbildungsmarketing, ein „Digital Learning Camp“ für Azubis sowie eine Veranstaltungsreihe für Ausbildungspersonal.

Zum Abschluss der Werkstatt entwickelten die Teilnehmenden in Gruppenarbeit Handlungsempfehlungen für die Arbeit mit KMU. Dabei wurde schnell deutlich, dass die Entwicklung eines „Digitalen Mindsets“ Zeit und Engagement bei allen Beteiligten voraussetzt. Wichtig sei zudem, allen Akteuren die konkreten Vorteile der Digitalisierung für ihren speziellen Arbeitszusammenhang deutlich zu machen sowie mit Hürden und Widerständen im Prozess konstruktiv umzugehen.

veröffentlicht am 23. Mai 2022