Kompetenzstelle „Ausbildung 4.0 in der Ernährungswirtschaft"

Unterstützungsleistungen für Ausbildungsakteure bei der digitalen Transformation

Menschengruppe betrachtet eine digital gesteuerte Kuchen-Schneidemaschine in einer Bäckerei
Digital gesteuerte Kuchen-Schneidemaschine in der Bäckerei Schwarze © Jens Matthes

Was waren die Highlights Ihrer Projektarbeit?

Hierzu zählen wir die „Fachtagung berufliche Bildung in der Agrarwirtschaft", mit Schwerpunkt „digitale Transformation“ im Oktober 2021, die wir mit initiiert und moderiert haben (ca. 130 Teilnehmende). Um die Transformation in der Praxis erlebbar zu gestalten, wurde als Ort das Lehr- und Versuchsgut Köllitzsch gewählt. Hier wird der neue Lehrgang „Kundenorientierte Kommunikation und Datenmanagement“ in der überbetrieblichen Ausbildung umgesetzt. Ein anderer Höhepunkt war die Multiplikatorenschulung in der Bäckerei Schwarze. Hier lernten 13 in der Berufsorientierung tätige Akteure die digital gesteuerte Laser-Schneidemaschine für Kuchenstücke als auch das digital gesteuerte Backbuch und damit die Modernität des Bäckerberufes kennen.

Welche Ergebnisse der Projektarbeit haben Sie bis jetzt besonders überrascht?

Überrascht hat uns die Tatsache, dass nahezu alle, zumeist kleinen, inhabergeführten Ausbildungsbetriebe der Ernährungswirtschaft (insbes. Bäckereien und Fleischereien) noch immer keine klare Strategie haben, um überhaupt Interessenten für eine Ausbildung in den Schulabgangsklassen zu erreichen. Man scheut sich in den Berufsorientierungs-Unterricht einzubringen, Lehrstellenangebote auf digitalen Plattformen selbst einzustellen oder seinen Betrieb über digitale Plattformen wie Instagram zu bewerben – teils aufgrund fehlender Kompetenz, teils aus Zeitmangel.

Was trug dabei besonders zum Erreichen der Projektziele bei?

Zur Zielerreichung bei der Betriebsansprache, des KMU-Netzwerkes sowie der Besetzung von Ausbildungsplätzen trug die Fokussierung auf die Projektleistungen für die Betriebe bei. Die Ziele für die Durchführung von Zusatzqualifikationen für Ausbildungspersonal und Auszubildende wurden übertroffen, weil der Zugang zu beiden Zielgruppen klassenweise gelang – zum Ausbildungspersonal über die Handwerkskammer und zu den Azubis über das Berufsschulzentrum. Die Zahl fachspezifischer Info-Veranstaltungen wurde deutlich übertroffen, da über das Netzwerk von ARBEIT UND LEBEN Sachsen an Zugänge zu Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern angeknüpft werden konnte.


Was bleibt von Ihrer Projektarbeit?

Als nachhaltig sehen wir unter anderem die Initiierung des Ausbildungsverbundes „Muldentaler Ausbildungs- und Fachkräfteverbund“ mit der Schulung der Ausbildenden im November 2021 an. Darüber hinaus nutzen die Betriebe die erstellten Berufe-Videos auf ihren jeweiligen Plattformen weiter. Des Weiteren sind die Ausbildungsbetriebe befähigt, ihre Stellenangebote auf den verschiedenen digitalen Plattformen (u.a. Jobbörse der Agentur für Arbeit, Praktika-Börsen, HWK-Lehrstellenbörse zu Leipzig) auch nach Projektende selbständig zu pflegen. Ziel ist es, den entwickelten Blog und den Instagram-Kanal „Kostprobe“ durch einen einschlägigen Verband der Ernährungsbranche im Freistaat Sachsen fortzuführen.


Was nehmen Sie persönlich aus dieser Projektarbeit mit?

Der Betriebszugang gelang zumeist über die Frage nach dem Bedarf an Auszubildenden, der in den inhabergeführten Bäckereien und Fleischereien groß ist. Wir wurden in der Annahme bestätigt, dass diese KMU für Maßnahmen des Ausbildungsmarketings und der Gewinnung von Schulabgängern keine Zeit und oftmals nicht ausreichende Informationen beziehungsweise Kompetenzen haben. Auch verfügen sie kaum über Kenntnisse zur Lösung von Ausbildungsproblemen oder über entsprechende Unterstützungsakteure in der Region. Die Nutzung digitaler Formen zur Ansprache wie über Instagram sind überhaupt nicht im Blick. Unsere Anregung, diese Aufgabe eigenen Azubis zu übertragen, wurde oft nur zögerlich aufgenommen.

Autoren: Frank Schott, Dr. Jens Matthes