Ausbildungsperspektive Automobil 4.0

Attraktive, leistungsfähige und zukunftsgewandte Ausbildungsinitiativen in der Automobilbranche etablieren

Collage verschiedener technischer Geräte
Impressionen aus Lern- und Experimentierorten in Mitteldeutschland © ACOD / Tobias Alker

Was waren die Highlights Ihrer Projektarbeit?

Ausbildung als elementarer und langfristiger Bestandteil der Fachkräfteentwicklung und -sicherung ist in KMU der Automobilbranche in Mitteldeutschland bereits immer häufiger Bestandteil einer konsequenten Unternehmensstrategie. In unseren Gesprächen mit Personal- und Ausbildungsverantwortlichen kleiner und mittelständischer Unternehmen konnten wir Informationen über erfolgreiche Ansätze sammeln, mit denen es KMU heutzutage gelingt, junge Talente zu gewinnen und an das eigene Unternehmen zu binden. In der KMU-Praxis gibt es vielfältige Beispiele:

  • Ein KMU ermöglicht seiner Auszubildenden die Anwendung neuester digitaler Tools im Bereich des Produktdesigns. Als Motivation für die persönliche Chance und Perspektive im Unternehmen wird die Auszubildende zudem an der Ausrichtung und Optimierung der digitalen Strategie des Unternehmens beteiligt.
  • In einem KMU erhalten Auszubildende aller Fachbereiche die Aufgabe, die Unternehmensbereiche sowie ihre Tätigkeiten im Bereich der Herstellungs- und Unternehmensprozesse zu beschreiben. Die Auszubildenden leisten damit einen inhaltlichen Beitrag für das unternehmensspezifische Marketing.
  • Bei der Einführung neuer CAD-Software werden die Auszubildenen eines KMUs beteiligt. Ziel ist es (a) die Azubis über die Produktionsbereiche und spezialisierten Leistungen des Unternehmens zu informieren sowie (b) ihre Kenntnisse zu eingesetzten Verfahren und Technologien zu vertiefen.

Solche erfolgreichen Strategien von KMU haben wir aufgegriffen und an weitere KMU der Automobilbranche transferiert, um diesen neue Impulse und Hilfestellung für die Optimierung ihrer Ausbildungsaktivitäten zu geben. 

Welche Ergebnisse der Projektarbeit haben Sie bis jetzt besonders überrascht?

Die größte Herausforderung für KMU ist und bleibt die Gewinnung von Auszubildenden. In unserem Projekt haben wir deshalb u.a. außerschulische Lern- und Experimentierorte (LEO) in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen aufgedeckt – an denen sich junge, technologieaffine Menschen bereits aus eigenem Antrieb mit branchenrelevanten Tätigkeiten beschäftigen – und zugleich aufgezeigt, welche Anknüpfungspunkte und Kooperationsmöglichkeiten für gezieltes Berufemarketing 4.0 sich für KMU ergeben.

LEO als wirksames und erfolgreiches Mittel, um Interesse bei jungen Menschen zu wecken, Begeisterung für gewerblich-technische Berufe zu erzeugen und Talente für das eigene Unternehmen zu finden, erfuhr starkes Interesse bei den beratenen KMU. Die Ansprache der KMU zum Aufbau und zur Etablierung von neuen Partnerschaften mit LEO wurde als Potential und Chance für die Ergänzung zu bestehenden Kooperationen mit Schulen wahrgenommen. Der ACOD wird dies innerhalb der Branche über das Projekt hinausgehend nutzen, Unternehmen Potentiale aufzeigen, Empfehlungen für Kooperationen geben und Erfahrungsaustausch zu bestehenden Lern- und Experimentierorten (LEO) vermitteln. (Weiterführung der Online-Präsenz der LEO Online-Landkarte auf der ACOD-Homepage sowie deren Erweiterung und Datenpflege zu LEO-Angeboten, Vorstellung LEO´s auf ACOD-Veranstaltungen).

Was trug dabei besonders zum Erreichen der Projektziele bei?

Wesentlich für uns war

  • die fortlaufende Verbindung des persönlichen Informationsaustausches mit den KMU und Vermittlung von Informationen zu erfolgreichen Aktivitäten und Ausbildungstätigkeit aus den Unternehmen,
  • die Bereitstellung der im Projekt erarbeiteten Leitfäden und die darauf aufbauende individuelle Beratung,
  • die Vermittlung von erfolgreichen Beispielen und Kontakten aus dem Unternehmensnetzwerk der Branche sowie

das unmittelbare Interesse der KMU an Empfehlungen und Anregungen für die aufgezeigte unternehmensspezifische Situation in den Gesprächen.


Was bleibt von Ihrer Projektarbeit?

In unserem Projekt wurden „Werkzeugkoffer“ in Form von Leitfäden für Personalverantwortliche und Ausbildende als Online- und Printprodukte veröffentlicht. Diese sind dauerhaft über den Projektzeitraum hinaus für jeden Interessierten offen verfügbar, der in den behandelten Themenfeldern und Regionen nach Lösungen sucht.

Die im Projekt aus der Praxis für die Praxis gewonnenen Erkenntnisse, Ergebnisse und erfolgreichen Beispiele werden unmittelbar in unsere weitere Netzwerktätigkeit einfließen und nachhaltig in die Breite getragen. Weiterhin wird eine öffentliche und frei verfügbare Online-Sammlung von Lern- und Experimentierorten für Kooperationen im Bereich des Berufemarketings dauerhaft vom ACOD bereitgestellt und aktuell gehalten.

 Wir haben uns eine große Reichweite geschaffen, um Veränderungen nachhaltig anzuschieben und zu unterstützen. Gleichwohl arbeiten wir ständig an der Erweiterung unseres Clusters und stehen auch Dritten zur Information und zum Austausch zur Verfügung. Unsere Ergebnisse sind grundsätzlich branchen- und regionenspezifisch konzipiert. Dennoch schätzen wir die Übertragbarkeit auf andere Branchen und Regionen als hoch ein.


Was nehmen Sie persönlich aus dieser Projektarbeit mit?

Die gesamtgesellschaftliche Entwicklung erschwert in vielerlei Hinsicht für KMU die erfolgreiche Gewinnung von Auszubildenden. Bemühungen von Unternehmen und eine Vielzahl paralleler Aktivitäten von Akteuren im Ausbildungsumfeld machen auf notwendige Veränderungen für die Wertschätzung der Facharbeit, die Schaffung von Motivation für eine Tätigkeit in den verarbeitenden Berufen und als Voraussetzung die Verbesserung des Bildungsniveaus aufmerksam. Es besteht die Hoffnung, dass mit verstärkter Sensibilisierung, breiter Sichtbarmachung der Chancen und persönlichen Potentiale für die Jugendlichen, der Optimierung der Rahmenbedingungen für Ausbildungseinrichtungen und konsequenter Digitalisierung positive Effekte für die Ausbildungstätigkeit erreicht werden können.

Erfreulicherweise gibt es in unserer Branche eine Reihe positiver Beispiele von KMU, die aufzeigen, wie mit Persönlichkeit, Teamarbeit, Kontinuität, Innovationsfähigkeit, unternehmerischem Erfolg, perspektivischer Ausrichtung des Unternehmens und dem Willen zur Kooperation jungen Menschen eine spannende Perspektive im gewerblich-technischen Bereich gegeben wird. Weitere KMU sollten sich daran orientieren und die Fachkräftesicherung als unternehmensstrategische Aufgabe forcieren.

Autoren: Nadine Schenker und Lutz Schindler