Ausbildung jetzt! Ausbildungsmanagement in HAgEN

Projektteam "Ausbildung jetzt! Ausbildungsmanagement in HAgEN"
Das Projektteam "Ausbildung jetzt! Ausbildungsmanagement in HAgEN": Iris Rogge-Kaiser und Stefan Bannach © Heike Wippermann

Was waren die Highlights Ihrer Projektarbeit?

Im JOBSTARTER plus-Projekt „Ausbildung jetzt! Ausbildungsmanagement in HAgEN“ der agentur mark wurde aufbauend auf der Projektwebsite www.ausbildung-jetzt.com eine mobile Anwendung zur Unterstützung und Beratung von Klein- und Kleinstbetrieben (KKU) entwickelt und mit dem Baukastensystem AppYourself umgesetzt. In unserer Beratungspraxis hatte sich gezeigt, dass KKU Beratungsgespräche und Informationsveranstaltungen zur dualen Ausbildung häufig aus Zeitgründen nicht wahrnehmen. Infolgedessen ist schon vor der Corona-Pandemie die Idee digitaler Informationsangebote entstanden. Durch die Allgegenwart von Smartphones und deren ständiger Nutzung im Alltag schien uns eine Anwendung für mobile Endgeräte als geeignetes Instrument für diese Form der Wissensvermittlung. Seit Februar 2021 kann unsere „Ausbildende App“ der Stadt Hagen von Betrieben kostenfrei heruntergeladen und zur zeit- und ortsunabhängigen Informationsbeschaffung genutzt werden. Die Anwendung beinhaltet eine Wissensdatenbank zur dualen Ausbildung und Azubigewinnung, einen Überblick über Hagener Ausbildungsmarktakteure (z.B. Kammern, Agentur für Arbeit) und deren Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner sowie Informationen über lokale Beratungsangebote, bundes- und landesweite Förderprogramme (z.B. „Ausbildungsplätze sichern“, „Ausbildungsprogramm NRW“) und Veranstaltungshinweise. Links zu den jeweiligen Institutionen und deren Kontaktpersonen erleichtern eine schnelle Kontaktaufnahme. News (z.B. Veranstaltungstermine) werden per Push-Nachricht direkt auf die Endgeräte gesendet.

Inwiefern sind gute Beispiele aus einer schwierigen Situation der Projektarbeit entstanden?

Die zweite Hälfte der Projektlaufzeit stand unter dem Einfluss der Corona-Pandemie. Von den betrieblichen Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus waren Branchen, in denen KKU stark vertreten sind besonders hart betroffen. Für die Projektarbeit hatte dies zur Folge, dass unsere Zielgruppe der KKU nur noch eingeschränkt erreichbar war, Praktika und Bewerbungsverfahren verschoben werden mussten, geplante Präsenzveranstaltungen nicht stattfinden konnten und die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe im Ausbildungsjahr 2020/2021 massiv einbrach. Die Arbeitsfähigkeit des Projekts konnte aber durch den schnellen Aufbau digitaler Arbeitsstrukturen im Projektteam und mit unseren internen und externen Kooperationspartnern aufrechterhalten werden.

Des Weiteren war „Ausbildung jetzt!“ durch die enge Vernetzung mit den regionalen Ausbildungsmarktpartnern der agentur mark (z.B. Kammern, Agentur für Arbeit, Bildungsträger, Schulen) aktiv an der kurzfristigen Entwicklung und Umsetzung zahlreicher digitaler Beratungs- und Veranstaltungsangebote (z.B. digitale Ausbildungsmesse) für Betriebe und Schülerinnen und Schüler beteiligt. Zur Aufrechterhaltung des Kontaktes mit rund 2.300 kleinen Betrieben aus Hagen und dem Ennepe-Ruhr-Kreis hat das Projektteam verstärkt digitale Medien und Kommunikationswege in der EXAM-Beratung genutzt. Zu nennen ist ein monatlicher E-Mail-Newsletter mit aktuellen Informationen zur dualen Ausbildung und Azubigewinnung, der Links zu vertiefenden Informationen auf unserer Projektwebsite (z.B. bundes- und landesweite Förderprogramme) oder den zuständigen Institutionen (z.B. Kammern) und Kontaktpersonen enthielt. Die Webstatistik weist nach jedem Mailing steigende Zugriffe auf die Projektwebsite aus und belegt damit, dass unsere Informationen die Zielgruppe auch in der Pandemie erreicht haben und dass das Informationsangebot genutzt wurden. Aufbauend auf diese positiven Erfahrungen hat „Ausbildung jetzt!“ das digitale Informationsangebot für KKU ab Februar 2021 mit der „Ausbildende App der Stadt Hagen“ um eine kostenfreie mobile Anwendung erweitert.

Was bleibt von Ihrer Projektarbeit?

Die digitalen Informationsangebote des Projektes „Ausbildung jetzt!“ zur dualen Ausbildung und Azubigewinnung stehen Klein- und Kleinstbetrieben auch über die Laufzeit des Projektes hinaus zur Verfügung. Die Website www.ausbildung-jetzt.com bleibt weiter erreichbar und die kostenfreie „Ausbildende App der Stadt Hagen“ kann dauerhaft im Google Play Store und App Store heruntergeladen werden. Die inhaltliche und technische Weiterentwicklung der App und deren bundesweiter Transfer werden seit dem 01. Juli 2021 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des Programms JOBSTARTER plus Transfer gefördert. Ziel des Verbundprojektes „Ausbildende App“. Einfach erfolgreich ausbilden ist der Einsatz der App z.B. durch Kammern als deren kostenfreies Informations- und Serviceangebot für kleine Betriebe in ihrem Zuständigkeitsbereich. Inhaltlich bietet die kostenfreie App eine Wissensdatenbank zur dualen Ausbildung und einen Überblick über den jeweiligen lokalen Ausbildungsmarkt, der alle lokalen Ausbildungsmarktakteure, Aktionen und Veranstaltungen auf einer gemeinsamen Plattform zusammenführt. Push-Nachrichten können von Kammern zur Kontaktpflege mit kleinen Betrieben und zur schnellen Verbreitung von News genutzt werden.

Welche Ergebnisse der Projektarbeit haben Sie besonders überrascht? Was trug dabei besonders zum Erreichen der Projektziele bei?

Beeindruckend war die Geschwindigkeit, mit der es den Ausbildungsmarktakteuren aus Hagen und dem Ennepe-Ruhr-Kreis gemeinsam gelungen ist, auf die Herausforderungen der Corona-Pandemie zu reagieren. Von den Coronaschutzmaßnahmen waren sämtliche Maßnahmen zur Berufsorientierung und Berufswahl für Jugendliche im Rahmen der Landesinitiative „Kein Abschluss ohne Anschluss – Übergang Schule – Beruf in NRW“, Bewerbungsverfahren der Ausbildungsjahre 2020/2021 und 2021/2022, Ausbildungsveranstaltungen und die Beratung von Betrieben und Schülerinnen und Schülern (z.B. Beratungstage an Schulen) gleichermaßen betroffen. In dieser Situation wurde in kürzester Zeit die Infrastruktur für digitale Meetings und Erfahrung im Umgang mit virtuellen Veranstaltungsformaten aufgebaut. Der engen Vernetzung und vertrauensvollen Zusammenarbeit aller Beteiligten und ihrem gemeinsamen Ziel, den Kontakt zu Betrieben und Jugendlichen auch in der Pandemie nicht zu verlieren, ist es zu verdanken, dass sehr schnell Beratungsgespräche und Kooperationsveranstaltungen in digitaler Form angeboten werden konnten. Zu nennen sind beispielsweise eine mehrfach geschaltete Telefon-Hotline für unversorgte Jugendliche, Online-Coaching für Bewerbungsgespräche, die „Digitale Ausbildungsmesse in Hagen“ und die Veranstaltung „Perspektive Ausbildung“.

Was nehmen Sie persönlich aus dieser Projektarbeit mit?

Auch wenn die Digitalisierung in der EXAM-Beratung von „Ausbildung jetzt!“ schon immer eine Rolle gespielt hat (siehe „Firmenpräsentation“ im „Fahrplan Azubigewinnung“), so hat sich die Dringlichkeit des Themas in der Pandemie nochmals verschärft. Für KKU ist deutlich geworden, dass Betriebe und Geschäfte, die durch einen Internetauftritt präsent sind und Formen des Onlinehandels (z.B. über Plattformen wie „Hagen liefert“) anbieten, ihre Geschäftstätigkeit auch in der Pandemie weiterführen konnten. Es hat sich zudem erwiesen, dass neben der wirtschaftlichen Bedeutung, die Internetpräsenz auch für die Sichtbarkeit bei ausbildungsplatzsuchenden Schülerinnen und Schülern von entscheidender Bedeutung ist (siehe „Schüler- und Azubimarketing„ im „Fahrplan Azubigewinnung“). Deswegen haben viele Unternehmen im Lockdown Videos in ihrem Haus gedreht, um weiterhin für Jugendliche sichtbar zu bleiben und sich bei digitalen Ausbildungsmessen oder auf Instagram als Ausbildungsbetrieb zu präsentieren. Diese Entwicklungen zeigen, dass die digitale Transformation in Klein- und Kleinstbetrieben dringlich geworden ist, weil sie über deren Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit entscheiden wird. Deshalb wird dem Thema in der EXAM-Beratung auch weiterhin zentrale Bedeutung zukommen.

Autorin: Iris Rogge-Kaiser